Erschienen im Sutton Verlag
Mai 2008
ISBN 978-3-86680-292-6
Hamburg 1961/1962: Theo flieht vor einer Malocherkarriere im Kohlenrevier in die Großstadt. Doch dieser Sprung ins kalte Wasser erweist sich zunächst als ernüchternd, sogar enttäuschend, denn die Arbeit auf der Werft scheint gegenüber der im Bergbau kaum Vorteile zu haben und die bierseligen Stammtischreden seines Onkels erinnern ihn an heimische Erfahrungen. Er schmeißt alles hin, um in einer Druckerei einen Job mit Aufstiegschancen zu finden. Seine Cousine Anja nimmt ihn unter ihre Fittiche. Sie zieht ihn ins politische Getümmel, schulmeisterlich darum bemüht, dem Provinzler die Augen für die „Realitäten im Adenauer-Staat“ zu öffnen. Doch Theo beginnt, seine eigenen politischen und ethischen Maßstäbe zu entwickeln, die während der Flutkatastrophe im Februar 1962 auf eine harte Probe gestellt werden: Während eine Rettungsaktion im eiskalten Wasser ihn fast das Leben kostet, wird Theo zum gefeierten Helden.
Der Roman erzählt vom Aufbruch eines unerfahrenen jungen Mannes, von den Problemen, sich selbst, seinen Weg und nicht zuletzt auch eine Partnerin zu finden. Mit viel Liebe zum historischen Detail erzählt der Journalist Peter Jäger spannend, wie Theo dabei in den Strudel historischer Hamburger Ereignisse gerät.
Spiegel-Affäre
Oktober 1962 – dieser Monat hatte es für jeden politisch interessierten und wachen Menschen wahrlich in sich. Erst zitterte die Welt vor einem atomaren Konflikt, da die Fronten während der sogenannten Kuba-Krise scheinbar unversöhnlich gegenüberstanden. Dann schrieb Conrad Ahlers, ein SPIEGEL – Redakteur, darüber, dass die Bundeswehr nur „bedingt abwehrbereit“ sei – und löste damit eine der größten politischen Affären der Bundesrepublik Deutschland aus. Konservative Kreise um den damaligen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß betrachteten Ahlers Artikel als Landesverrat und veranlassten nicht alleine die Verhaftung Conrad Ahlers, sondern auch die Besetzung des SPIEGEL-Büros und die Inhaftierung des SPIEGEL-Gründers und Chefredakteurs Rudolf Augstein. Ein Schlag gegen die Pressefreiheit der noch jungen Republik.
Breiter Widerstand in der Presse, unter den Studenten und der Bevölkerung führten schließlich dazu, dass die Inhaftierten freikamen ( Augstein immerhin erst nach über 100 Tagen Haft ), etliche Unwahrheiten des Verteidigungsministers ans Licht kamen und die Regierung neu gebildet werden musste.
Wer sich heute, 50 Jahre danach, für diese Ereignisse interessiert, kann neben zahlreichen historischen Publikationen auch zum Buch des Quickborner Autors Peter Jäger greifen. Dieser schildert in „Kalte Wasser“ den Werdegang des jungen Theo, der aus dem Ruhrgebiet nach Hamburg kommt. Zunächst nur an den größeren Job-Chancen der Hansestadt interessiert, lernt er nach und nach das Großstadtleben kennen und wird durch seine Cousine auch zu einem politisch denkenden Menschen. Er erlebt in dem turbulenten Jahr 1962 die verheerende Sturmflut, das Aufkommen einer politischen Studentenschaft und eben auch die SPIEGEL-Affäre. Aus dem jungen, etwas naiven und hitzköpfigen Provinzler wird vor unseren Augen ein Mensch, der lernt, seine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Unterhaltsam und dennoch detailliert schildert Peter Jäger große Ereignisse durch die Augen eines „kleinen Mannes“ und begibt sich damit in die Fußstapfen eines Hans Falladas oder Erich Loest. Und sein Rückblich auf die 60er-Jahre offenbart nicht nur beim Thema der SPIEGEL-Affäre, für wie selbstverständlich wir viele Dinge unseres Lebens nehmen, um die damals noch gerungen werden musste.
Buchtipp aus dem Oktober-Magazin „Dorf-Geflüster“, Bönningstedt 2012
Autor liest im Kulturcafé
Der multikulturelle Verein Tornescher Allerlei und die Volkshochschule Tornesch laden ein zu einer Lesung in das Kulturcafé „Kleiner Friedrich“ an der Friedrichstraße. Am Freitag, 5. Februar , wird dort der Quickborner Journalist Peter Jäger von 16 Uhr an aus seinem Hamburg-Roman „Kalte Wasser“, der im Sutton-Verlag erschienen ist, lesen. Er beschreibt die Aufbruchsstimmung und das Lebensgefühl in der Zeit des legendären Wirtschaftswunders. Ein junger Mann verlässt den Ruhrpott, um in der Großstadt neu durchzustarten. Doch bevor er die Erfolgsleiter erklimmen kann, drängt ihn seine studierende Cousine in einen Strudel Hamburger Ereignisse. Zur Einstimmung der Besucher auf dieses packende Stück Zeitgeschichte werden beliebte Musiktitel der 50er- und 60er-Jahre gespielt. Der Eitritt kostet fünf Euro. Darin sind Kaffee und Kuchen enthalten. (kuk)
Aus: Hamburger Abendblatt, 01. Februar 2010
Lesung „Kalte Wasser“
Viele haben es so erlebt
Tornesch (bal) Hanfried Kimstädt, Vorsitzender des multikulturellen Vereins ToAll, hat den Journalisten Peter Jäger bei einem Treffen von Kulturschaffenden in Quickborn als erstes für sich entdeckt und nun stellte er den freiberuflichen Schreiber und dessen Roman „Kalte Wasser“ im „Kleinen Friedrich“ vor.
Und Peter Jäger, selbst Jahrgang 1940, hatte für seine zumeist älteren Zuhörerinnen und Zuhörer eine Menge Fakten mit Wiedererkennungswert parat. Jäger schildert die Erlebnisse eines jungen Mannes in den Jahren 1961 und 1962, beschreibt die Zeiten des Wirtschaftswunders, kleinbürgerliche Wohn- und Arbeitsverhältnisse in der Freien und Hansestadt Hamburg, den spießigen Mief der auslaufenden Adenauer-Aera, den beginnenden Protest der Nachkriegsgeneration gegen die ewig Gestrigen, aber auch Mode und Musik, die in diesen Jahren „dufte“ waren. Er lässt längst vergessen geglaubte Schlagertitel wieder aufleben, erinnert an damalige lokale und nationale Politikgrößen, führt seine Leser in verräucherte Hamburger Szenekneipen. Der große Schauspieler Klaus Kinski flüstert im Audimax Villon, von dem heute noch kaum einer etwas weiß. Peter Jägers Hauptperson Theo erlebt in einer prüden und moralisierenden Zeit die Liebe, aber auch das Elend der Menschen bei der großen Sturmflut, wirft sich für das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ bei dessen legendärer Affäre in die Bresche und nennt Orte und Ereignisse in und um Hamburg, die damals den Nerv der Zeit berührten.
Nett lockerten Jäger und Kimstädt die gesamte Lesung mit Schlagern und legendärer Rockmusik aus den fünfziger und sechziger Jahren auf, insgesamt also eine Lesung, die die Zuhörer rundum genießen konnten.
Uetersener Nachrichten, 11. Februar 2010
Peter Jäger liest in Niendorf
Wer nicht aufbricht, kann nichts Neues finden. Diese autobiografische Botschaft von Journalist und Autor Peter Jäger durchzieht auch seinen Debüt-Roman „Kalte Wasser“.
Protest und Paradies
Peter Jäger, selbst ein Kind der Wirtschaftswunderzeit, beschreibt in seinem historischen Roman die legendäre Aufbruchstimmung ebenso wie die Unstimmigkeiten der ausklingenden Adenauer-Ära. Jäger erinnert sich: „Die Jugend suchte eigene Wege, wurde zornig, wenn Verbote ausgesprochen oder unsere Musik-Idole verteufelt wurden. Das war neu.“ Diesen Wandel hat er wunderbar eingefangen, mit viel Liebe zum historischen Detail. Ein Buch für alle, die die Zeit selbst miterlebt haben, aber auch für alle politisch interessierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Kultur zur Abendstunde
Wer neugierig geworden ist, dem sei die Lesung von Peter Jäger am Freitag, 28. November in der Thalia Buchhandlung im Tibarg Center empfohlen. Mit seinem Publikum unternimmt der Autor einen Ausflug ins turbulente Zeitgeschehen, unterlegt von typischen Musiktiteln der 60er Jahre, und liest ausgewählte Kapitel aus „Kalte Wasser“. ap
Aus: „Niendorfer Wochenblatt“, Nr. 47 vom 20. November 2008
Zwischen Sturmflut und Studentenwut
Quickborn: Autor und Journalist Peter Jäger veröffentlicht „Kalte Wasser“
Große Chance für den Journalisten Peter Jäger: Der Quickborner hat seinen Debüt-Roman im renommierten Sutton-Verlag unterbringen können. Vor vier Jahren erschien die Geschichte über einen jungen Mann, den es ins Hamburg der Jahre 1961/62 verschlägt, bereits in Jägers Eigenregie. Mit Redakteur René Erdbrügger sprach der Autor über die Schwierigkeiten, ein Buch auf den Markt zu bringen, und über Zeiten, in denen noch viel mehr Menschen für ihre Rechte protestierten und auf die Straßen gingen.
Glückwunsch zum gerade erschienen Roman ‚Kalte Wasser‘. Einiges an dem Taschenbuch macht mich stutzig. Jäger: Da bin ich aber gespannt.
Die Geschichte haben Sie uns vor vier Jahren schon einmal präsentiert. Ich erinnere mich noch an Ihre erfolgreiche Lesung in Quickborn.
Jäger: Stimmt! Den Stoff habe ich damals in eigener Regie herausgebracht. Nach einigen Lesungen in Hamburg und im Kreis Pinneberg ging mir die Luft aus. Ein unbekannter Autor kann die Vermarktung nicht ohne einen erfahrenen Verlag schaffen.
Und den haben Sie jetzt gefunden? Jäger: In der Tat. Mit dem Sutton Verlag in Erfurt habe ich einen idealen Partner gefunden. Eigentlich durch einen Zufall. Der Verlag ist auf Bilddokumentationen von Städten, Stadtteilen und Regionen spezialisiert. Ich bekam zunächst den Auftrag für eine bebilderte Chronik, die im vergangenen Sommer erschienen ist. Als ich erfuhr, dass Sutton auch historische Krimis und Romane heraus bringt, habe ich meine Geschichte angeboten. Ich gestehe: das Lektorat hat mich nicht geschont.
Das Cover ist ansprechend gestaltet, der Titel „Kalte Wasser“ reißt mich aber nicht vom Hocker.Jäger: Mich auch nicht. Es müsste eigentlich ‚Sprung ins kalte Wasser’ heißen, doch mein Verlag wählte die kürzere Variante, die gut zum Titelbild passt. Trotzdem gibt es, wenn Sie den Klappentext lesen, einen Bezug zum Inhalt.
Im Klappentext steht, dass der junge Held Theo, der in Hamburg durchstartet, reichlich orientierungslos in fremden Gewässern strampelt. Jäger: Das ist doch oft so im Leben, dass wir Pläne schmieden und woanders ankommen. Mein beruflicher Lebenslauf ist das beste Beispiel dafür. Auch ich bin – bis ich 1978 als Quereinsteiger zur Zeitung kam – in mehreren Branchen tätig gewesen. Aber ich habe meine Ziele niemals aufgegeben. Das ist übrigens auch die Stärke von Theo Wutzke – sein Neuanfang in Hamburg erweist sich zunächst als ernüchternd, sogar enttäuschend. Aber er strampelt weiter, bis er seinen Weg und nicht zuletzt auch seine Liebe findet. Bei den Diskussionen mit den WG-Studenten wird eine unüberbrückbare Kluft deutlich. Jäger: Er lehnt sie ab, diese Besserwisser. Ihn fasziniert jedoch der Mut seiner Cousine Anja, einer Studentin, die er als Rednerin einer Wahlveranstaltung im September 1961 erlebt. Sie vertritt eine linke Gruppierung, die in der heftigsten Phase des Kalten Krieges für Verhandlungen mit dem Ulbricht-Staat eintritt. Als sie Theo anbietet, sie in der Friedensbewegung zu unterstützen, lehnt er entrüstet ab. Er will sich nicht in den politischen Strudel jener Tage hineinziehen lassen. Darauf nimmt seine Cousine aber keine Rücksicht. Sie fordert ihn ständig heraus.Jäger: Mit missionarischem Eifer will sie dem Provinzler die Augen öffnen für die Realitäten. In Hamburg ratterten nicht nur die Nietenhämmer auf den zahlreichen Werften. Es gab auch eine spannende Kultur-Szene. Klaus Kinski trat im Gewerkschaftshaus und im Audimax auf, wo Theo ihn erlebte. Es gab die legendäre ‚Palette‘, wo er sich beinahe mit einem bärtigen Stammgast geprügelt hätte. In fast jeder Kneipe stand eine Musikbox mit den populären Titeln jener Zeit. Im ‚Studio an der Binnenalster’ wurde erstmals der Dokumentarfilm ‚Mein Kampf‘ gezeigt. Theo kam erschüttert aus der Vorstellung.
Während der ‚Spiegel‘-Affäre 1962, als Rudolf Augstein verhaftet wurde, ging sogar dieser unpolitische Druckereiarbeiter auf die Straße.
Wie kam seine politische Entscheidung zu Stande? Jäger: Die Besetzung der Verlagsräume in Hamburg erschütterte damals nicht nur ‚Spiegel‘-Leser. Trotzdem fühlt sich Theo unwohl bei der Protestaktion. Seine persönlichen Ziele sind ihm wichtiger. Er will Erfolg haben und gut leben im Wirtschaftswunder. Sie haben alle Ereignisse, auch die erotischen, spannend geschildert. An welche Zielgruppe haben Sie dabei gedacht?Jäger: An jene Leser, die diese Zeit selbst erlebt haben. Aber auch an Jugendliche, die in dem Buch viel erfahren über das legendäre Wirtschaftswunder.
Für seinen Roman „Kalte Wasser“ hat der Autor Peter Jäger mehrere Wochen lang im Hamburg-Lesesaal der Staats- und Universitätsbibliothek recherchiert.
Interview aus dem Pinneberger Tageblatt vom 10. Juli 2008